Geschichte

„Der Entenfang in Torgau“

Der Entenfang am Stadtrand von Torgau, kann auf eine über 500jährige Geschichte zurückblicken.

Angefangen hat alles, als 1469 der sächsische Herzog Albrecht die Anlegung eines Fischteiches bei Torgau veranlasste. Jedoch stieß diese Idee bei den Torgauer Bürgern auf wenig Gegenliebe. Trotzdem gelang es Herzog Albrecht, das Gelände des heutigen Großen Teiches, auf dem sich damals das Dorf Mostitz und zwei Mühlen befanden, anzukaufen. Im Spätsommer 1483 kam es dann zur Abmessung der Grundfläche für den Teichbau. Etwa ein Jahr dauerten die Arbeiten zur Anlage. Zeitweise sollen bis zu 600 Menschen hier gefront haben. Nicht nur die Torgauer, auch die Bewohner der Umgebung, wurden zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Angeblich soll der Teich am 29. September 1484 eingeweiht worden sein.Der Speisesaal des Teichhauses soll damals mit Jagdtrophäen und Waffen ausgestattet gewesen sein und dem Kurfürsten Johann Friedrich zur Zeit der Jagd als Raststätte gedient haben. Die ältesten bekannten Schriftstücke, die den Entenfang erwähnen, stammen aus dem Jahre 1557. Zu dieser Zeit belieferte der Torgauer Entenfänger wahrscheinlich schon seit einigen Jahren den kursächsischen Hof.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurden die Wohnhäuser und auch die Fanganlage fast völlig zerstört. Es ist überliefert, „das anno 1637 der Entenfang von dem damaligen Schwedischen Lager völlig ruiniert und die Gebäude abgebrannt worden…“

Als erste Entenfänger wurden Paul Walther und sein Sohn, die vorher Fußknechte in Arzberg waren, namentlich erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging es mit dem Entenfang wieder aufwärts.

Der 1718 hier ansässige Entenfänger Tobias Loß konnte sich dann mit kurfürstlichem Privileg „Königlich Churfürstlicher Entenfänger“ nennen. Es war ihm neben seiner Tätigkeit auch erlaubt, einen Gemüsegarten zu bewirtschaften und Vieh zu halten.

Am 3. November 1760, während der Schlacht bei Torgau im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), wurde der Entenfang wieder in eine Wüstung verwandelt. Danach sind die Gebäude zwar erneut errichtet, aber die Entenfängerei aufgegeben worden. Seitdem liegt die Entenfanganlage brach und wird heute nur noch zur Fischhaltung genutzt. So hat sich die Anlage, als wahrscheinlich einzige ihrer Art in Deutschland, bis in die heutige Zeit erhalten.

Während der französischen Besatzung (1813) wurde der Entenfang stark in Mitleidenschaft gezogen. 1827 wurde das Gelände von der Torgauer Schützengesellschaft angekauft und die Gebäude wieder errichtet. 19 Jahre später, 1846, ging das Grundstück für 6080 Taler wieder an einen privaten Käufer. Seit dieser Zeit profilierte sich der Entenfang als Ausflugsgaststätte. Vor 1912 bewirtschaftete eine Familie Merkel aus Kreischau die Gelände.

1912 kaufte Oskar Potzelt für 65000 Goldmark das Gelände, dessen letzte Rate 1973 abbezahlt wurde. Zu erwähnen wäre, dass die Verhandlungen bereits um 1900 begannen. Familie Potzelt betrieb die Gastwirtschaft, so dass sie weit über die Grenzen Torgaus bekannt wurde. Besonders in den 20er und 30er Jahren war es die bekannteste und beliebteste Ausflugsgaststätte der Gegend. 1932 wurde der Saal angebaut und 1938 fand hier das letzte Auszugsfest und Schießen des Torgauer Geharnischten Vereins statt.

Nach dem Krieg 1945 wurde der Entenfang von Amerikanern und Sowjets gleichermaßen geplündert. 1952/53 verschwanden auch die zwei bronzenen Kanonen, die bis dahin den Eingang des Saals zierten.In den Folgejahren wurde die Familie Potzelt arg von „Sozialistischen Landkäufern“ und „Regimefunktionären“ bedrängt. Lange Zeit musste die Gastwirtschaft geschlossen bleiben, bis sie 1974 an Fritz Potzelt weitergegeben wurde, dem Bruder des heutigen Besitzers. Karl-Friedrich Potzelt wiederum übernahm das Anwesen 1990. Sein Bruder führte seitdem viele Jahre die Bärenschenke in der Torgauer Schloßstraße.

Heute gibt es im Entenfang neben der Gaststätte einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb mit Schwerpunkt Schafhaltung sowie eine Pferdepension. Die beiden Söhne Marcel und Enrico sind bemüht die Tradition ihrer Vorfahren weiterzuführen.

Höhepunkte der letzten Jahre, sind die immer beliebter werdenden und jährlich stattfindenden Veranstaltungen, wie das Pfingst Rock Open Air, das In Flammen Open Air und das Endless Summer Open Air.